Und heute?

In den letzten 2 Kapiteln hast du viel über die Euthanasie-Verbrechen erfahren.

Vielleicht bist du jetzt traurig.
Oder du hast Angst.
Oder du bist wütend.
Oder verzweifelt.

Das geht vielen Menschen so.

Deswegen fragen sich viele Menschen:
Warum soll ich mich mit den Euthanasie-Verbrechen beschäftigen?
Dadurch werde ich traurig.

Wir sagen:
Es ist trotzdem wichtig, dass wir uns mit Euthanasie-Verbrechen beschäftigen.

In den nächsten Abschnitten stellen wir verschiedene Menschen vor:

  • Die Guides mit Lern-Schwierigkeiten in der Gedenkstätte
  • Den Verein Kellerkinder
  • Die Künstler Horst Hoheisel und Andreas Knitz
  • Die Angehörige Sigrid Falkenstein
  • Den Forscher Ernst Klee

Auch diese Menschen waren traurig oder wütend.

Sie haben gesagt:

  • Wir müssen uns mit den Euthanasie-Verbrechen beschäftigen.
  • Es ist wichtig, dass wir uns an die Opfer erinnern.
  • Es ist wichtig, dass wir viel über die Opfer wissen.
  • Dabei lernen wir ganz viel:
    Über die Geschichte
    Über unsere Zeit
  • So verstehen wir unsere Zeit besser.
  • Und so können wir unsere Zeit vielleicht besser machen.

Die Guides mit Lern-Schwierigkeiten in der Gedenkstätte

In der Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde arbeiten Guides mit Lern-Schwierigkeiten.
Guide ist ein englisches Wort.
Man spricht es so: Geid.
Ein Guide ist eine Person, die Führungen macht:
Ein Guide führt zum Beispiel andere Menschen durch eine Gedenkstätte.

Die Guides machen Führungen.
Und sie arbeiten in der Werkstatt von der Lebenshilfe Brandenburg.

Im Jahr 2016 hat in der Gedenkstätte ein Projekt angefangen:

  • Menschen mit Lern-Schwierigkeiten haben eine Ausbildung zum Guide gemacht.
  • Sie haben viel über die Geschichte vom Alten Zuchthaus gelernt.
    Zum Beispiel:

    • Was ist im Jahr 1940 im Alten Zuchthaus in Brandenburg an der Havel passiert?
    • Wie hat das Gelände damals ausgesehen?
    • Wer waren die Täter?
  • Und sie haben auch gelernt:
    • Wie mache ich eine Führung in der Gedenkstätte?
    • Wie spreche ich so laut, dass mich alle hören können?

Die Guides haben zusammen mit den Mitarbeitern von der Gedenkstätte eine Führung entwickelt.

Sie haben zum Beispiel überlegt:

  • Was muss man über Euthanasie wissen?
  • Was muss man über die Tötungs-Anstalt
    in Brandenburg an der Havel wissen?
  • Was soll man als Erstes erzählen?
  • Was soll man am Schluss erzählen?

Am Anfang haben alle gedacht:
Wir machen eine Führung für Menschen mit Lern-Schwierigkeiten
von Menschen mit Lern-Schwierigkeiten.

Dann haben die Guides gesagt:
Wir wollen für alle Führungen machen.

Seitdem haben die Guides Führungen mit vielen Menschen gemacht.

Viele Menschen sagen:

  • Das ist ein wichtiges Projekt.
  • Man kann hier viel über die Geschichte lernen.
  • Und man kann viel über Inklusion lernen.
    Inklusion heißt:
    Alle können überall mitmachen.

Im Video sprechen die Guides über ihre Arbeit:

Der Verein Kellerkinder

Der Verein Kellerkinder ist ein Verein in Berlin.

Viele Menschen im Verein Kellerkinder haben eine seelische Beeinträchtigung.
Seelische Beeinträchtigung ist ein anderes Wort für psychische Erkrankung.
Der Verein Kellerkinder findet das Wort seelische Beeinträchtigung besser.

Die Menschen im Verein Kellerkinder sagen:

  • Es ist wichtig, dass man Menschen mit einer seelischen Beeinträchtigung zuhört.
  • Wir wollen mitreden, wenn es um Menschen mit einer seelischen Beeinträchtigung geht.
  • Wir wollen mitreden, wenn es um Inklusion geht.
    Inklusion heißt:
    Alle können überall mitmachen.

Deshalb sind die Menschen aus dem Verein Kellerkinder in vielen Gremien.
Ein Gremium ist eine Gruppe von Menschen.
In einem Gremium entscheidet man über wichtige Dinge.
Gremien sind zum Beispiel:

  • der Behinderten-Rat
  • der Betriebs-Rat

Und die Menschen aus dem Verein Kellerkinder beraten.
Sie sagen anderen zum Beispiel, wie Inklusion geht.

Die Menschen aus dem Verein reden auch viel zusammen.
Und sie machen Projekte.

Viele Menschen kennen den Verein Kellerkinder noch nicht.

Der Verein Kellerkinder möchte, dass sich das ändert.
Die Menschen sollen den Verein kennen.
Und sie sollen wissen, was der Verein sagt:

  • zu Inklusion
  • und zu anderen Dingen

Der Verein Kellerkinder beschäftigt sich auch mit Geschichte.

Das macht der Verein in einem Projekt.
Das Projekt heißt:
Geh denken!

Für dieses Projekt kommt der Verein auch in die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde.

Der Verein sagt:

  • Wir müssen über Euthanasie-Verbrechen Bescheid wissen.
  • Wir müssen den Leuten sagen, was Menschen mit seelischen Beeinträchtigungen
    über die Euthanasie-Verbrechen denken.

Im Jahr 2014 hat der Verein neben der Gedenkstätte ein Zelt aufgebaut.

Im Zelt waren viele Menschen.
Die Menschen haben miteinander geredet.
Der Verein hat im Zelt auch einen Film gemacht.

Und im Zelt war auch eine Ausstellung.
In der Ausstellung ist es um Euthanasie-Verbrechen gegangen.
Und darüber, warum wir weiter an Euthanasie-Verbrechen erinnern müssen.

Die Künstler Horst Hoheisel und Andreas Knitz

Andreas Knitz und Horst Hoheisel sind Künstler.

Andreas und Horst machen Kunstwerke.

Ihre Kunstwerke beschäftigen sich oft mit dem National-Sozialismus.

Der National-Sozialismus ist die Zeit von 1933 bis 1945 in Deutschland.

Andreas und Horst sagen:
Die Menschen müssen sich mehr mit dem National-Sozialismus beschäftigen.

Die Menschen sollen die Kunstwerke von Andreas und Horst anschauen.
Und dann sollen sie über die Kunstwerke nachdenken.
Deswegen heißen die Kunstwerke auch Denkmal.

 

Ein Denkmal befindet sich oft im Freien.

Zum Beispiel:

  • auf einer Straße
  • auf einem Platz

So können viele Menschen das Denkmal sehen.

Andreas und Horst haben sich auch
ein Denkmal für die Opfer der Euthanasie-Morde ausgedacht.
Das haben Andreas und Horst im Jahr 2006 gemacht.

Das Denkmal heißt Denkmal der grauen Busse.

Das Denkmal ist ein grauer Bus aus Beton.

In der Mitte von dem Denkmal ist ein Durchgang.
Deswegen kann man durch das Denkmal durchlaufen.

Die National-Sozialisten haben die Opfer mit Bussen abgeholt.

Die Busse waren oft grau.

Die Busse haben die Opfer zu den Tötungs-Orten gefahren.

An den Tötungs-Orten haben die National-Sozialisten die Opfer umgebracht.

Andreas und Horst sagen:

  • Im National-Sozialismus sind viele graue Busse zu den Tötungs-Orten gefahren.
  • Alle Menschen konnten die grauen Busse sehen.
  • Deshalb soll man unser Denkmal auch an vielen Orten sehen.

Das Denkmal war schon an vielen Orten.
Im Jahr 2009 war das Denkmal in Brandenburg an der Havel.

Die Angehörige Sigrid Falkenstein

Sigrid Falkenstein war Lehrerin.
Heute ist Sigrid in Rente.

Im Jahr 2003 hat Sigrid den Namen von ihrer Tante im Internet gefunden.
Der Name von ihrer Tante ist Anna Lehnkering.

Damals hat Sigrid nur wenig über ihre Tante gewusst.
Im Internet hat sie gelesen:
Deutsche Ärzte haben Anna im Jahr 1940 ermordet.

 

Sigrid war geschockt.
Sie wusste nur, dass Anna früh gestorben war.
Sie hat ihren Vater nach Anna gefragt.

Ihr Vater war der Bruder von Anna.
Er hat gesagt: Anna war ein liebes, sanftmütiges Mädchen.
Sie hat gerne mit uns Kindern gespielt.

Dann hat Sigrid geforscht.
Sie hat viel über Anna herausgefunden:

Anna Lehnkering wurde im Jahr 1915 geboren.

Anna hatte Lern-Schwierigkeiten.
Deswegen ist Anna mit 9 Jahren in eine Hilfs-Schule gekommen.

Im Jahr 1936 ist Anna in eine Heil- und Pflegeanstalt gekommen.
Im Jahr 1940 haben die National-Sozialisten Anna in Grafeneck ermordet.

Grafeneck war auch eine Tötungs-Anstalt.
Diese Tötungs-Anstalt war in Baden-Württemberg.

Sigrid sagt:

  • Es ist wichtig, dass unsere Familie jetzt über Anna und ihr Leben Bescheid weiß.
  • Die Familie kann Anna jetzt gedenken.

Sigrid hat ein Buch über Anna geschrieben.

Das Buch heißt: Annas Spuren.
Es ist 2012 erschienen.
Im Jahr 2015 ist es auch in Leichter Sprache erschienen.

Viele Menschen haben das Buch gelesen.
Durch das Buch haben sie mehr über Anna erfahren.

Viele Menschen haben gesagt:

  • Es ist wichtig, dass wir über unsere Familien-Geschichten sprechen.
  • Wir dürfen die Opfer von den Euthanasie-Verbrechen nicht vergessen.

Durch das Buch von Sigrid haben auch andere Menschen geforscht.
Und diese Menschen haben auch Geschichten von Opfern erzählt.

Der Forscher Ernst Klee

Ernst Klee war ein Journalist und Forscher.
Er wurde im Jahr 1942 geboren.

Ernst hat sich für Gruppen interessiert,
die andere Menschen nicht interessiert haben:

  • für Menschen im Gefängnis
  • für obdachlose Menschen
  • für Menschen mit psychischen Erkrankungen
  • für Menschen mit einer Behinderung

Ernst hat mit diesen Menschen geredet.
Er hat Bücher und Artikel über diese Menschen geschrieben.

Ernst war es wichtig, dass mehr Menschen von ihrem Leben erfahren.

Ernst hat auch gesagt:
Es ist wichtig, dass mehr Menschen von den Euthanasie-Verbrechen erfahren.

Ernst wollte ein Buch über die Euthanasie-Verbrechen schreiben.
Deshalb hat er sehr viel geforscht.

Er war in vielen Archiven.
In Archiven werden Unterlagen und Dokumente von früher gesammelt.

Ernst hat viele Unterlagen und Dokumente angeschaut.
So hat er viel über die Euthanasie-Verbrechen erfahren.

Eine Illustration: Eine Wolke

Dann hat Ernst ein Buch geschrieben.
Das Buch heißt:
„Euthanasie“ im Dritten Reich
Die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“.

Im Jahr 1985 ist das Buch zum ersten Mal erschienen.
Das war vor fast 40 Jahren.

Viele Forscher an den Unis haben sich nicht für Euthanasie-Verbrechen interessiert.

Ernst hat gesagt:

  • Die Geschichte von den Euthanasie-Verbrechen ist wichtig.
  • Auch die Menschen an den Unis sollen über diese Verbrechen forschen.

Ernst ist im Jahr 2013 gestorben.

Eine Illustration: Eine Wolke

Durch Ernst haben viele Menschen über Euthanasie-Verbrechen geforscht.

 

Die Gedenkstätte

Im Alten Zuchthaus ist heute eine Gedenkstätte.
Die Gedenkstätte gibt es seit dem Jahr 2012.

Die Gedenkstätte heißt:
Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde Brandenburg an der Havel

In der Gedenkstätte arbeiten viele Menschen:

  • Historiker
    Ein Historiker ist eine Person, die an der Uni
    Geschichte studiert hat.
  • Gedenkstätten-Pädagogen
    Das sind so etwas wie Lehrer, die an einer Gedenkstätte arbeiten.

Eine Illustration: Zwei Wolken

Die Historiker und die Gedenkstätten-Pädagogen forschen viel über die Euthanasie-Verbrechen.
Sie wollen zum Beispiel mehr über das Leben von den Opfern wissen.

Die Historiker und die Gedenkstätten-Pädagogen zeigen Besuchern die Gedenkstätte.
Und sie erzählen etwas über die Geschichte von dem Ort.

Die Historiker und Gedenkstätten-Pädagogen sagen:

  • Es ist wichtig, dass man über die Euthanasie-Verbrechen viel weiß.
  • Dann weiß man, wie es zu den Verbrechen gekommen ist.
  • Dann passiert so etwas nicht noch einmal.
  • Dann kann man an die Opfer denken.

Man kann die Gedenkstätte besuchen.

Dafür muss man nichts bezahlen.

Es gibt in der Gedenkstätte eine Ausstellung.

Man kann die Ausstellung an folgenden Tagen besuchen:

  • Donnerstag: 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr
  • Freitag: 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr
  • Samstag: 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr
  • Sonntag und an Feiertagen: 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr

An den anderen Tagen ist die Ausstellung zu.

Draußen kannst du dir den Ort immer anschauen.

Du kannst alleine kommen oder mit einer Gruppe.

Du kannst in der Gedenkstätte eine Führung machen.
Eine Führung kann man an jedem Tag machen.

Du kannst auch einen Studientag machen.
Bei einem Studientag schaut man sich selber Dokumente an.

Alle können kommen:

  • Menschen mit Lern-Schwierigkeiten
  • Menschen ohne Lern-Schwierigkeiten

Vielleicht möchtest du mit einer Gruppe kommen.
Dann melde dich bitte an.

Dazu kannst du anrufen.
Die Nummer ist:
0 33 81 – 7 93 51 13

Du kannst auch eine E-Mail schreiben.
Die E-Mail-Adresse ist:
anmeldung-brb@stiftung-bg.de

 

Die Gedenkstätte befindet sich in Brandenburg an der Havel.

Die Adresse ist:

Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde
Nicolaiplatz 28/30
14770 Brandenburg an der Havel

Du kannst mit dem Zug und mit der Tram kommen.
Und du kannst auch mit dem Auto kommen.

Wir freuen uns, wenn du die Gedenkstätte besuchst.

Eine Illustration: Die Grafik ist eine Bleistift-Skizze. Der Außenbereich der Gedenkstätte ist zu sehen. Im Vordergrund ist eine Mauer. Auf der Mauer liegt ein Gedenkkranz. Man sieht 4 Personen. Eine Person schaut sich interessiert um. 2 schauen einer Person zu. Diese steht an einem Schautaufel und erzählt etwas.
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